Sonntag, 22. Februar 2015

Visbek, fünf Mühlen










Die Gemeinde Visbek liegt 12 km nördlich Vechta und hat 9415 Einwohner. Der Bereich war bereits in der Jungsteinzeit (etwa 3000 v.Chr.) besiedelt, wovon archäologische Funde zeugen. Der Ort Visbek geht auf die gleichnamige Abtei zurück, die 819 erstmals urkundlich erwähnt wird. Ab 855 unterstand die Abtei dem Kloster Corvey. 1252 ging Visbek mit dem Erwerb der Grafschaft Ravensberg-Vechta durch das Bistum Münster an dieses über. Mit dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 kamen die Ämter Cloppenburg und Vechta, somit auch Visbek, an das Großherzogtum Oldenburg. Heute gehört Visbek zum Landkreis Vechta im Bundesland Niedersachsen. 73% der Einwohner von Visbek sind römisch-katholisch, der Anteil der CDU an den abgegebenen Stimmen bei der Kommunalwahl im Jahre 2011 betrug 76,85%. Wirtschaftlich spielen in der Region die Intensivlandwirtschaft und die industrielle Massentierhaltung eine große Rolle.

Bemerkenswert in Visbek sind die zahlreichen Wassermühlen entlang der Aue und der Twillbäke. An den Bächen befinden sich heute mehrere Forellenfarmen mit entsprechenden Teichanlagen. Leider wurden die meisten der historischen Mühlenbauten - wie in der Gegend üblich - vor einigen Jahrzehnten in einem modernen historisierenden Stil, einer Art Landhausstil, neu aufgebaut, wodurch viel Authentizität verloren ging.

Das erste Bild ganz oben zeigt den Ortskern von Visbek. Die Kirche wurde 1872-76 anstelle einer älteren erbaut. Darunter folgt ein Bild von der noch im Original erhaltenen Stüvenmühle. Sie besteht schon seit 1501, ab 1856 als kombinierte Wind- und Wassermühle. Nach einem Brand im Jahre 1936 wurde nur die Wassermühle wiederaufgebaut, von der Windmühle blieb nur der achtkantige Sockel erhalten. In diesem Achtkant wurde früher in drei Steinöfen Schwarzbrot gebacken. Dieses Stüvenmühler Schwarzbrot wird noch heute hergestellt, natürlich nicht mehr in dem Achtkant, sondern in einem anderen Gebäude. Das Brot von Stüve, besonders das sogenannte "Germanen-Schwarzbrot", ist eine norddeutsche Spezialität und auch in  Supermärkten der Region (auch in Diepholz) erhältlich. 

Unterhalb dieses Textblocks folgen zwei Bilder von der Neumühle. Auch sie wird im Jahre 1501 erstmals erwähnt. Die Neumühle gehört bis heute zum Hof Niemöller. 1798 bis 1900 wurde sie auch als Knochenmühle genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Mühle nur noch als Hofmühle, bis der Mahlbetrieb in den 1960er Jahren schließlich endgültig eingestellt wurde. 1972 wurde die Mühle im modernen Landhausstil als Restaurant neu aufgebaut.

Das dritte und vierte Bild unterhalb dieses Textblocks zeigen die 1540 erstmals erwähnte Kokenmühle. Sie befindet sich seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung in Familienbesitz der heutigen Eigentümerin Maria Koke. 1845 wurde der Getreidemühle eine Sägemühle hinzugefügt. Nach Zerstörungen durch Kriegshandlungen im Jahre 1945 wurde die Mühle komplett neu aufgebaut, und später nochmal erneuert. Das Wasserrad dient heute der Stromerzeugung. Das Mühlengebäude wurde schließlich in einem kitschig wirkenden modern-historisierenden Stil neu aufgebaut und dient als Gemeinschafts- und Versammlungsraum (Erdgeschoß) sowie als Ferienwohnung (Obergeschoß). Ein Foto von dem Gebäudeteil wollte ich mir nicht antun.  






















Es folgen zwei Bilder von der Bullmühle. Diese gehörte zu dem gleichnamigen, im Jahre 1474 erstmals erwähnten adelig-freien Gut. Die Mühle bestand aus einer Getreide- und einer Ölmühle. Die Mühlengebäude sind seit den 1930er Jahren nicht mehr vorhanden, die Gebäude des Gutes wurden in jüngerer Zeit in einem recht pompösen, modernen historisierenden Landhausstil komplett neu aufgebaut und dienen heute als Restaurant.  

Das letzte Bild ganz unten zeigt die ca. 2 km bachaufwärts von der Bullmühle entfernt liegende Hubertusmühle. Sie wird 1501 erstmals erwähnt, 1904 durch eine neue Wassermühle ersetzt. Sie wurde bis 1970 betrieben und brannte im Jahre 2007 bis auf die Grundmauern ab. Auf dem Foto ist ein Neubau in historisierendem Stil zu sehen, der u.a. als Hotel dient.

Im Grunde lohnt es sich nicht, alle Mühlen abzufahren. Ich habe es gemacht und bin dadurch zu diesem Urteil gekommen. Durch ihre ausschließlich an kommerzieller Nutzbarkeit und Profitabilität orientierten Erneuerungen und Veränderungen, bei denen der Denkmalschutz offenbar kaum eine Rolle spielte, hinterlassen die Besichtigungen ein gewisses Unbehagen. Von den Mühlen scheint mir lediglich die Stüvenmühle noch authentisch. Aber das ist meine persönliche subjektive Wertung.