Sonntag, 9. Juni 2013

Vechta, Zitadelle






























Die Kreisstadt Vechta hat rund 30.400 Einwohner und liegt ca. 15 km von meiner Heimatstadt Diepholz entfernt im ehemaligen Großherzogtum Oldenburg. Die Diepholzer nutzen vor allem die Einkaufs- und Dienstleistungsmöglichkeiten in Vechta. Sonstige Beziehungen gibt es wenig, da Vechta für Diepholz bis 1918 faktisch "Ausland" war, was bis heute nachwirkt. Viel Historisches ist in Vechta nicht erhalten, doch es gibt zumindest einen sehr interessanten historischen Ort: Die Zitadelle. Sie wurde 1666 - also erst nach dem 30jährigen Krieg - durch den Fürstbischof von Münster Christoph Bernhard Graf von Galen (1606-1678) als Bollwerk der katholischen gegen die protestantischen Mächte erbaut. Damals gehörte Vechta zum katholischen Niederstift Münster. Die Zitadelle hatte einen Durchmesser von 700 m, war durch ausgedehnte Wallanlagen und Gräben gesichert und bildete für sich eine kleine Stadt mit allen Versorgungseinrichtungen wie Wohneinheiten, Speichern, Magazinen, Bäckerei, Brauerei usw. In Kriegszeiten war die Zitadelle mit 1100 Personen, davon 800 Soldaten belegt. Im siebenjährigen Krieg, in dem Preußen, Großbritannien und Hannover gegen Österreich, Frankreich, Rußland und das Heilige Römische Reich kämpften, wurde die Zitadelle 1758 belagert, schließlich der Hannoverschen Armee kampflos übergeben und ca. 10 Jahre später geschleift. Nur das Zeughaus aus dem Jahre 1698 blieb bis heute erhalten. Die Wallanlagen und Gräben wurden Ende des 20. Jahrhunderts rekonstruiert. Nach dem Anschluß der Ämter Cloppenburg und Vechta an das Großherzogtum Oldenburg im Jahre 1803 verlegte dieses den Strafvollzug nach Vechta. Das Zeughaus wurde ab 1816 zunächst als Zwangsarbeitshaus für Frauen genutzt. 1863 errichtete man ein weiteres Frauengefängnis neben der alten Zitadelle, die"Zitadelle 2". Die Nationalsozialisten nutzen die "Zitadelle 2" ab  1933 als Konzentrationslager für männliche politische Gefangene. Nach der endgültigen Zerschlagung der politischen Opposition wandelten die Nationalsozialisten im Jahre 1935 die "Zitadelle 2" in ein reguläres Männergefängnis um. Später diente "Zitadelle 2" als Arbeitslager für französische und belgische Frauen, nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1956 als Frauenjugendgefängnis, dann als Jugendgefängnis, und seit 2006 wieder als Frauengefängnis. Das alte Zeughaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1980er Jahre als Jugendgefängnis genutzt und in den 1990er Jahren zum Museum umgebaut.

Die Bilder ganz oben zeigen das Zeughaus der Zitadelle von vorne und von hinten, sowie drei Innenaufnahmen, eine mit dem Bauherren der Zitadelle, dem als sehr kriegerisch geltenden Fürstbischof von Münster Christoph Bernhard Graf von Galen, darunter eine Ritterrüstung und ein Modell eines ausgeschmückten Turnierpferdes der Ritterzeit.  

Unter diesem Textblock folgen Bilder von den Wallanlagen. Auf dem ersten der Bilder ist  ein Beobachtungs- oder Geschützturm auf einer der Bastionen zu sehen. Besonders hervorzuheben ist das vierte Bild. Es zeigt Weinanbau auf einem der Wälle. Auf dem fünften Bild befindet sich im Hintergrund das 1863 erbaute Gefängnis "Zitadelle 2".







  















 



Es folgen Fotos aus einem erhaltenen Zellentrakt des Gefängnisses im alten Zeughaus:

















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