Sonntag, 12. April 2009

Tuchfabrik Bramsche













Ein bedeutendes Denkmal der Industriekultur ist die Weberei der Tuchmacher-Innung Bramsche (Niedersachsen). Die Textilherstellung gilt als eine der ältesten Industrien. Dort hat Mitte des 19. Jahrhunderts die Mechanisierung und damit die Industrielle Revolution ihren Anfang genommen. Mit dem großen Strukturwandel, der in den 1970er Jahren einsetzte, verschwand diese Alt-Industrie weitgehend aus West- und Mitteleuropa. Bereits in den 1980er Jahren fand man an ihren Standorten Ruinen, Abrißgrundstücke und Industriebrachen vor. Einige dieser Fabriken wurden als Kulturdenkmale restauriert. Heute können die letzten Industrie-Weber ihren früheren Arbeitsplatz als Museum besichtigen.























Die Industrie-Weberei in Bramsche wurde 1849 von der Tuchmacherinnung gegründet. Neben der alten Walkmühle an der Hase wurde ein neues Fabrikgebäude errichtet. Die alte Wassermühle diente fortan der Energieerzeugung für die Fabrik. Die Produktion lief bis in die 1970er Jahre. Danach drohten die Bauten zu verfallen, wurden aber schließlich als Industriemuseum restauriert. Das sehenswerte Museum eröffnete im Jahre 1997.








Rock, Jazz und Blues sind die Musik des ausgehenden Zeitalters der Altindustrie. Immer wieder habe ich alte Industriestandorte und Industriestädte mit dieser Musik assoziiert. Deshalb fiel meine Musikauswahl auf eine der besten Blues-Rock-Formationen des ausgehenden Zeitalters der Altindustrie, die Band "Colosseum", dessen gealterte Mitglieder sich Anfang des 21. Jahrhunderts noch einmal zusammenfanden und noch besser und beseelter spielten als je zuvor:




Sonntag, 5. April 2009

Stiftskirche Bücken













Das Kollegialstift Bücken (Grafschaft Hoya, Niedersachsen) wurde im Jahre 882 vom Bremer Erzbischof Rimbert gegründet. Die erste Stiftskirche war noch aus Holz. Im 10. Jahrhundert soll Bücken den Bremer Erzbischöfen als Zufluchtsort vor den einfallenden Wikingern gedient haben. Der Bau der heutigen Kirche begann in der Mitte des 11. Jahrhunderts und zog sich bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts hin. Das reiche Stift verfügte über sehr umfangreichen Grundbesitz, zu dem über 100 Dörfer gehörten, die zu Abgaben verpflichtet waren. Die sieben Stiftsherren residierten auf den sieben Meierhöfen, die rings um Bücken lagen. Der Probst, der stets dem Adel angehörte, wurde aus dem Bremer Domkapitel gewählt. Schirmherren über das Stift und Vögte von Bücken waren die Grafen von Hoya. Während der Reformation verlor das Stift seinen Grundbesitz und wurde im Westfälischen Frieden schließlich aufgelöst. Heute ist die Stiftskirche evangelisch-lutherisch. Die Ortschaft Bücken blieb bis heute ein kleiner, unbedeutender Flecken. Umso erstaunlicher und überraschender ist die beeindruckende Stiftskirche, die man in einem so kleinen norddeutschen Ort mit nur rund 2200 Einwohnern nicht erwartet.










Die Stiftskirche Bücken ist eine romanische, kreuzförmige dreischiffige Pfeilerbasilika, deren Querhausarme nicht über die Flucht der Seitenschiffe hinaustreten. Die wertvollsten, noch heute erhaltenen Stücke in der Kirche sind das Triumphkreuz aus dem 13. Jahrhundert und der spätgotische Hochaltar aus dem Jahre 1510. Die lebensgroßen Bischofsfiguren des Altars stellen die Bremer Erzbischöfe Ansgar und Adelag dar. Nach der Reformation verfiel die Kirche allmählich bis zur Einsturzgefahr und wurde 1863-68 grundlegend restauriert. Dabei wurden auch die Wandmalereien angebracht.















Samstag, 4. April 2009

Kloster Malgarten













Kloster Malgarten bei Bramsche (Niedersachsen): aus heutiger Sicht ein Ort der Stille und der Muße. Die alten, historischen Gemäuer weisen aus der modernen Leistungs-, Haben- und Konkurrenzgesellschaft sowie der Entfremdung im ungezügelten Kapitalismus hinaus. An solchen Orten kann man - wenn man sich Zeit nimmt und eintaucht - Antworten auf Fragen finden, die man sich selbst stellt. Man kommt zur Besinnung, egal ob religiöser Mensch oder Atheist.
Das Benediktinerinnen-Kloster Malgarten wurde im 12. Jahrhundert vom Grafen von Tecklenburg gegründet. Die Nonnen entstammten dem niederen Landadel und reichen Osnabrücker Patrizierfamilien. Ein Beschluß des Westfälischen Friedens nach dem Dreißigjährigen Krieg machte das Kloster Malgarten zu einer katholischen Enklave in einer protestantischen Pfarrei. 1759 wirkten einschließlich der Äbtissin 14 Nonnen und 15 Laienschwestern im Kloster. Infolge der Napoleonischen Kriege wurde es 1803 säkularisiert, das Inventar einschließlich 34 Gemälde versteigert, das Tafelsilber vermutlich in Hannover eingeschmolzen. 1815 wurde aus der Klosterkirche eine Pfarrkirche, und das ehemalige Kloster 1820-1885 Sitz des Amtes Vörden. Das Amtsgericht Vörden befand sich darin bis 1932. Während der NS-Zeit war das Klostergebäude eine NSDAP-Kreisschule sowie Unterkunft des Reichsarbeitsdienstes. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich darin bis 1956 ein Landschulheim der Möser-Mittelschule Osnabrück, danach verfielen die leerstehenden Gebäude bis auf die Kirche. Vor einigen Jahren wurden die seit 1970 unter Denkmalschutz stehenden Bauten restauriert. Sie befinden sich heute in Privatbesitz.